1 Ortsbestimmung

..als Künstler noch Menschen waren..

von Rainer Aring

 

"... Ultimate Academy ...??? Kenn ich nicht! Nie gehört, was soll denn das sein? Künstler, die ich nicht kenne, sind KEINE!"

Von der real existierenden Ultimate Akademie vernahm ich zum ersten Mal vor ca. 6 Jahren durch folgenden durch-kölschten Tresendialog im Dos Equis (XX): (lauthals zur rechten:)

Seinem Nachbarn dämmerte etwas:

"Jaja, doch klar! Ein Chaotenhaufen! Kiffer, die nie ´ne Schnitte kriegen. Schräge Vögel mit Al Hansen als Bhagwahn." 1

Als unfreiwilliger Zuhörer wurde mir die transzendierende Bedutung ihrer Lallanalyse rasch klar. Kunsthistorisch gestählt, stand mir urplötzlich eine neue Genieschmiede vor Augen. Einer neuen - mir bis dato unbekannten - Gruppierung von jungen Künstlern (mit alter(m) Ego) galt es fortan höchste Aufmerksamkeit zu schenken. Dazu noch beheimatet in der MOZARTstr.!

Welch ein Versprechen!

Einige Wochen später - anläßlich einer Vernissage - war der direkte Kontakt in der Weite & Vielfalt der Akademie-Räume rasch hergestellt. Sogleich ergaben sich tiefe Einblicke in zeitgemäße Aspekte der Chaosforschung aufgrund einer berstenden Flasche Bier, die mir in die Socken schwappte. Durch mehrere Versöhnungjoints traten alsbald die künstlerischen Momente der Ausstellung in den Hintergrund. Als Erinnerung blieb einzig die Vermutung, daß wohl ein bewegendes Konzept aus dem Underground gehoben und nach Tomorrowland gebracht worden war. Doch ich brauchte erst einmal neue Schuhe. Die alten waren voll!

Hernach migränisierte der enge Raum zunehmend und wurde durch die Früh-Kölsch-Folter bis ins Unendliche des nächsten Morgens ausgeleiert.

Als verkaterter Hoffnungsschimmer blieb mir im Gedächtnis, daß die ebenfalls alkoholisierte Gesprächspartnerin mich nicht in Themen wie

"Ist Malerei sexistisch?"

Oder:

"Ich liebe Fotografie, weil Männer mich immer zurückgewiesen haben!"

verwickelt hatte.

Und selbst wenn! Vom stieren Blick auf Ihre Titten konnte mich nichts abhalten. Schließlich ist die Geburt der Tragödie aus dem Geist diverser Biersorten unser aller Schicksal.

Mit den Regeln & Gesetzen der sUppercultur wenig Vertrauten mag sich der Eindruck aufdrängen, daß nur bedingt die schöpferische Arbeit & Auseinandersetzung im Mittelpunkt stand und steht. Vor allem jetzt: Mitnichten, Fluxus lebt. Allein die Ikonen H. J. Tauchert, Parzival oder auch W. Schulz (als „Kuckucksei") halten mit ihrer meckernden bis wiehernden Lache den Geist hoch. Oft ergeben sich Diskussionen, von denen selbst Spinoza geträumt hätte, geschweige denn Daisy Duck.

Nach wie vor gilt vor allem: Augen auf im Dogmenverkehr!

(Apropos Lache: Hier stellt Jo Zimmermann alles bisher Gehörte in den Schatten. Sein C-Dur-Gewieher muß dringend auf die Folterliste von amnesty international!)

Schöpferische Höhepunkte sind wie eh & je die Performances: Vom Motto

Performance für Performancemuffel

bis hin zur tiefen existenziellen, poststrukturalistischen Seinssicht sind alle (subversiven) Schattierungen vertreten.Übelmeinende Kritiker - natürlich beheimatet in der kalten Glätte & Sterilität des K.K.K. („Kölner Kunst-Klüngel") - bemäkeln, daß in der Ultimate oft zuwenig Geist auf den Geist gehe.  (Oder umgekehrt?)

Dem kann nur heftig wiedersprochen werden. Die Ultimate Akademie als Sammelbecken („Künstlerischer Bienenkorb."4) ist und bleibt der Geburtshelfer vieler kreativer Konzepte und Ideen, die mittlerweile durch unzählige Kunstaktionen die Szene geformt und bereichert haben. Kreativität, Spontanität & Expressivität ist dagegen im K.K.K. nur noch den klobigen Schuhen der Damen zuzutrauen.

Lange nachdem es dem Kölner Kunst-Klüngel nur noch als Sammelbecken bei Walter König zu kaufen gibt, wird noch so manche frische FLUXUSaction in der Mozartstr. 60 aus der Taufe gehoben und dem staunenden Publikum präsentiert.